Offener Brief zum geplanten „Frei.Wild“ Konzert in der Oberschwabenhalle

Am 10. April 2019 ist ein Auftritt der rechten Rockband „Frei.Wild“ in der
Oberschwabenhalle geplant. Veranstalter ist die Betreibergesellschaft „Live in
Ravensburg“, welche als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt
Ravensburg für den Musikbetrieb in der imposanten städtischen Halle
verantwortlich ist. Wir haben uns heute mit einem offenen Brief an den Aufsichtsrat der Betriebergesellschaft und die Stadtverwaltung gewendet. Darin haben wir unsere Besorgnis über die möglichen negativen Auswirkungen eines Auftritts der völkisch-nationalistischen Musikgruppe zum Ausdruck gebracht und die Verantwortlichen aufgefordert das Konzert nicht stattfinden zu lassen.

Den vollständigen offenen Brief findet ihr hier:

Offener Brief Freiwild 26.03.19

Bericht und Ausblick zur Kampagne „Keine Stimme für Rassismus“

In den vergangenen Monaten kam es in Schwaben und im Allgäu zu einer Vielzahl von Kundgebungen und Demonstrationen gegen Rassismus im bayrischen Landtagswahlkampf. Im Rahmen der Kampagne „Keine Stimme für Rassismus“ gingen mehrmals mehrere hundert Menschen gegen die rassistische Hetze von CSU und AfD sowie gegen die Ausgrenzung von geflüchteten Menschen und die deutsche Lager- und Abschottungspolitik auf die Straße. Immer wieder hat sich dabei gezeigt, dass auch viele Menschen, die bislang nicht oder wenig politisch aktiv waren den zunehmenden Rechtsruck in der Gesellschaft nicht mehr länger tatenlos mit ansehen wollen. Auch in kleinen Gemeinden stellten sich viele Menschen der rechtspopulistischen Stimmungsmache in den Weg. Nicht selten auch spontan und unbequem für die Hetzer_innen von AfD und CSU. Wir möchten uns bei allen Menschen, die sich gemeinsam mit uns und anderen Gruppen bei der Kampagne „Keine Stimme für Rassismus“ engagiert haben herzlich bedanken. Egal ob in Lindau, Kempten, Weitnau, Oberstaufen, Ottobeuren oder sonstwo, gemeinsam konnten wir deutlich machen, dass es auch ein anderes, ein buntes und weltoffenes Bayern, jenseits von rassistischer Politik und rechter Propaganda gibt. Dieses Engagement wird auch nach der Wahl wohl dringend benötigt werden. Wir hoffen, dass sich viele bei „Keine Stimme für Rassismus“ aktive Menschen auch nach der Wahl gemeinsam mit Freund_innen und Mitstreiter_innen für ein weltoffenes Bayern und gegen Rassismus und Rechtspopulismus stark machen.

Keine Stimme für Rassismus – Aufruf zur Kampagne gegen Rassismus und Rechtspopulismus anlässlich der Landtagswahl in Bayern

„Die AfD hält, was die CSU verspricht!“
So lautete im vergangenen Jahr der Titel einer Wahlkampfveranstaltung des AfD Ortsverbandes Oberallgäu/Kempten/Lindau. Diese Aussage bringt vieles auf den Punkt, was nun aller Voraussicht nach auch den Wahlkampf zur bayrischen Landtagswahl maßgeblich prägen wird. Es ist ein weitverbreiteter Mythos, dass die CSU um Stimmenverluste zur AfD hin zu vermeiden jetzt erst deren offen rassistischen und rechtspopulistischen Kurs nachahmen würde. Der nahezu
unumstößlich scheinende politische Herrschaftsanspruch der CSU in Bayern basiert seit Jahrzehnten auf dem gezielten Schüren von Ängsten und immer wiederkehrenden rassistischen Vorstößen auch auf Bundesebene. Die CSU hat jahrelang mit ihrer Polemik gegen Geflüchtete und ihrer gebetsmühlenartig wiedergekäuten Forderung nach einer Obergrenze im Asylrecht den öffentlichen Diskurs soweit nach rechts verschoben, dass der Einzug einer Partei wie der AfD in den Bundestag erst möglich würde. Die CSU ahmt den Rechtspopulismus der AfD nicht nach, sondern ist in dieser Hinsicht schon seit langem alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Mit einem verfassungsrechtlich mehr als fragwürdigen sogenannten bayrischen „Integrationsgesetz“ hat die CSU auf Landesebene viele der Forderungen der AfD längst umgesetzt.
Mit Blick auf den oben zitierten Wahlkampfslogan der AfD kommen nun also die richtig schlechten Nachrichten: Was die flüchtlingsfeindliche Stimmungsmache beider Parteien angeht hält nicht nur die AfD was die CSU verspricht, sondern auch die CSU selbst.

Doch es gibt auch ein anderes Bayern. Immer wieder zeigt sich auch in kleinen Orten, dass viele Menschen sich ein weltoffenes Bundesland jenseits der nur scheinbar alternativlosen Vorherrschaft der CSU und der rassistischen Hetze der AfD wünschen. Überall in Bayern haben sich Leute zusammengefunden, um geflüchtete Menschen auch entgegen deren fortschreitende Entrechtung durch Asylrechtsverschärfungen zu unterstützen und zu versuchen ihnen bei uns einen dringend notwendigen sicheren Zufluchtsort zu bieten. An vielen Orten in Schwaben und im Allgäu kam es zu kleinen und großen Protestaktionen gegen rassistisch geprägte Wahlkampfauftritte der AfD bei den vergangenen Bundestagswahlen. Wir halten es für notwendig auch weiterhin deutlich zu
machen, dass die AfD mit ihrer Hetze und ihren teils menschenverachtenden Forderungen keinen Platz in unserer politischen Landschaft haben darf. Die AfD weißt personelle wie auch inhaltliche Überschneidungen in rechtsradikale und neonazistische Bereiche auf, vor denen wir nicht die Augen verschließen dürfen und die es immer wieder konsequent offenzulegen gilt. Dennoch halten wir es gerade für die kommenden Landtagswahlen in Bayern für notwendig, hierbei nicht
stehenzubleiben. Auch durch weite Teile der CSU wird das Grundrecht auf Asyl immer offener und rücksichtsloser angegriffen. Dabei macht auch diese etablierte Partei vor klar verfassungswidrigen Forderungen, wie der nach einer Obergrenze für Asylbewerber_innen, nicht halt. Eine kritische Begleitung des Wahlkampfes in Bezug auf Rassismus darf sich deshalb aus unserer Sicht nicht auf die AfD beschränken, sondern muss auch die Auftritte und inhaltliche Forderungen der CSU und auch anderer Parteien genau im Blick behalten.

In den kommenden Wochen wollen wir erneut versuchen, überall dort einzuschreiten, wo Rassismus und rechte Hetze im Wahlkampf in die Öffentlichkeit drängen. Wir wollen zeigen, dass es hier in Bayern eine Vielzahl von Menschen gibt, die sich eine Gesellschaft wünschen, in der für jeden Menschen unabhängig von seiner Herkunft, seinem Geschlecht oder seiner sexuellen Orientierung ein gutes Leben möglich ist.

Keine Stimme für Rassismus! Das heißt auch: Erheb Deine Stimme gegen Rassismus!                                                                                                                           Bei der bayrischen Landtagswahl, bei rassistischer Politik in den Parlamenten und immer und überall auf der Welt, wo versucht wird, Menschen auszugrenzen und zu diskriminieren aufgrund ihrer Herkunft!