8. März – Feministischer Kampftag!
Unser Beitrag zur Kundgebung zum Feminisitschen Kampftag in Kempten
Viel ist passiert, seit die Sozialistin Clara Zetkin vor 110 Jahren den Internationalen Frauentag ins Leben gerufen hat. Schon sie grenzte sich von einer rein bürgerlichen Frauenbewegung ab, indem sie die Frage der Geschlechterverhältnisse nicht von der Frage der Klassenherrschaft trennte. Patriachart und Kapitalismus müssen und können nur gemeinsam erfolgreich bekämpft werden. Doch unser Verständnis vom 08. März als feministischem Kampftag muss weiter gefasst werden! Der Kampf um Befreiung ist nicht nur antikapitalistisch, sondern intersektional, antikolonial und international. Er umfasst nicht nur cis-Frauen, sondern all jene, die durch patriarchale Strukturen Nachteile erfahren. Damit umfasst er asexuelle muslimische trans Frauen genauso wie nicht-binäre atheistische Lesben. Und das ist gut und wichtig! Wenn wir beispielsweise für unser Recht auf körperliche Selbstbestimmung streiten. Dann geht es nicht nur Frauen etwas an, sondern alle Personen die schwanger werden können!
Die Probleme von heterosexuellen verheirateten christlich-weißen Müttern in Akademikerhaushalten oder von wirtschaftlich unabhängigen Frauen in Vorständen von DAX Unternehmen sind andere als die ihrer unter Rassismus leidenden alleinerziehenden Haushaltshilfen. Sie unterscheiden sich von der Situation von Sexarbeiter*innen, Proletarier*innen in den Fabriken oder jenen von Frauen in Care und Pflegeberufen. Das Recht auf selbstbestimmte und sichere Abtreibungen wird in Polen faktisch abgeschafft. Politische Aktivist*innen die für feministische Themen stehen werden online und offline beschimpft und mit dem Tode bedroht. Für nicht weiße Personen gibt es den Rassismus gleich mit dazu. Muslimische Frauen die Kopftuch tragen werden rassistisch diskriminiert und zum Debattenobjekt und Opfer gemacht. Feminizide werden, auch in Deutschland, zu unglücklich verlaufenen Partnerschaftskonflikten erklärt. Im Iran riskieren Frauen ihr Leben wenn sie gegen das Verschleierungsgesetz verstoßen. In der Corona-Krise sind es global in Familien vor allem Mütter, die beruflich zurückstecken um neben Homeoffice und pandemie-Alltag für Homeschooling und Kinderbetreuung verantwortlich sind. Auf der Flucht, auch in Lagern wie in Moria und Libyen sind Frauen und queere Personen besonders verletzlich und werden regelmäßig zu Opfern von sexueller Gewalt. In der Werbung gilt immer noch ‚Sex sells‘. In Indien kämpfen Frauen für die Enttabuisierung von Menstruation. In vielen Ländern Lateinamerikas müssen Frauen für die Anerkennung von geschlechtsspezifischer Gewalt als gesellschaftliches Problem kämpfen. Im Kongo werden Vergewaltigungen gezielt als Bürgerkriegsstrategie eingesetzt. Und auch in der radikalen Linken in Westeuropa finden wir an vielen Stellen Mackertum und ungleich verteilte Verantwortlichkeiten.
Bei aller Unterschiedlichkeit in Sachen Klasse, Familiensituation, Geschlechtsidentität, Religion und Rassismus Erfahrung ist es deshalb zentral die zugrundeliegenden globalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen unterdrückenden Strukturen zu analysieren, uns zu solidarisieren und unsere Kämpfe gemeinsam zu führen. Wir sind erst dann frei, wenn wir alle befreit sind.
Wir dürfen uns nicht spalten lassen von neoliberalen Versprechen, dass für die weiße deutsche Akademikerin jetzt alles erreichbar ist, und wir uns nur genug anstrengen müssen, um Kind Karriere und Lifestyle unter einen Hut zu bekommen. Es geht nicht nur um ein Stück vom Kuchen und um die Vorstandsposten. Es geht um die Ganze Bäckerei! Unser Feminismus ist antifaschistisch, antikapitalistisch, solidarisch, intersektional und fordert radikale gesellschaftliche Veränderungen – hier und weltweit!
Weitere Infos findet ihr hier: https://accessallgaeuarea.wixsite.com/website/vergangene-aktionen